— 126 —
bei der schwachen Besatzung für geratener, die Verteidigung aus den Petersberg zu beschränken. Doch wurde der Domhügel zur Festung gezogen und mit Schanzpfählen umgeben. Die beiden herrlichen Kirchen benutzte man zu Pferdeställen und fügte ihnen dadurch im Innern großen Schaden zu. — In dieser Zeit kam König Friedrich Wilhelm Iii. mit den Königlichen Prinzen auf seiner Reise zur Armee nach Frankreich durch Möbisburg und wohnte im Heinernannschen Hause. Die Uebergabe der Stadt selbst sand am 6. Januar 1814 statt; die Zitadellen mit Einschluß des Domhügels und des Brühler- und Andreastores blieben aber noch im Besitze der Franzosen. Die letzten Franzosen aber verließen erst am 16. Mai 1814 die Stadt (s. Nr. 78).
Erfurt abermals preußisch: Eine der ersten und not-
wendigsten Ausgaben der Bürger nach der Uebergabe der Stadt war die Einrichtung von Lazaretten für die erkrankten preußischen Soldaten, die in ihren bisherigen Quartieren nur wenig Pflege gefunden hatten. Aber nicht nur durch Samariterdienste zeigten sich die Erfurter würdig, dem preußischen Staate anzugehören, sondern auch durch die Teilnahme an dem weiteren Kriegszuge gegen Napoleon. Kaum war die erneute Besitznahme der Stadt durch die Preußen erfolgt, als Freiwillige in großer Zahl zu den Fahnen eilten und Landwehr und Landsturm nach preußischem Muster sich bildeten. Am 4. März 1814 wurden die freiwilligen Jäger in der Kaufmannskirche eingesegnet und am 12. März marschierten sie nach Frankreich ab (f. Nr. 79).
Sobald der erste Pariser Friede geschlossen war, zogen die Heere der Verbündeten in die Heimat zurück, und die Bürger konnten ihren geliebten König aus der Rückkehr nach seiner Hauptstadt in Erfurts Mauern begrüßen. Auch seinen Geburtstag und den ersten Gedächtnistag der Leipziger Völkerschlacht feierten sie in erhöhter Freude (s. Nr. 80).
Noch waren aber die Verhandlungen des Wiener Kongresses (1814—15) nicht zu Ende, als der Krieg mit Napoleon von neuem ausbrach und abermals Opfer zur Rettung des Vaterlandes verlangte. Diesmal war die Teilnahme am Kampfe für die Erfurter Landwehr und die freiwilligen Jäger weit ehrenvoller. Sie kämpften mit in der heißen Schlacht bei Belle-Allianee und gewannen Anteil an dem Ruhme jenes Tages. Bald darauf endete der zweite Pariser Friede den Feldzug mit Frankreich.
Durch den Wiener Kongreß, der mit der Unterzeichnung der Bundesakte am 8. Juni 1815 zu Ende ging, erhielt Preußen die größere Hälfte des Königreiches Sachsen (Merseburg, Gefell, den Thüringer Kreis und Henneberg). Es bildete daraus mit den schon früher preußisch gewesenen oder gewordenen Gebieten im Nieder- und O bersächsischen Kreis (Magdeburg, Grafschaft Hohenstein, Mühlhausen, Eichsfeld, Stadt und Gebiet Erfurt) die Pro-
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Extrahierte Ortsnamen: Petersberg Frankreich Möbisburg Heinernannschen_Hause Erfurt Frankreich Erfurts Belle-Allianee Frankreich Sachsen Merseburg Nieder- Magdeburg Mühlhausen Erfurt
24
It. Frankreich als Kaiserreich.
angeschlossen hatte, besuchte er König Friedrich Wilhelm Iii. in Potsdam und veranlaßte ihn, der Koalition beizutreten. Es kam darüber ein Vertrag mit Österreich und Rußland zustande. Der preußische Minister Graf Haugwitz wurde zum Lager Napoleons mit diesbezüglichen Erklärungen entsandt. Der Ausgang der Schlacht bei Austerlitz und Österreichs Waffenstillstand mit Napoleon änderten die Sachlage. Der preußische Minister ließ sich von Napoleon zu dem Vertrage von Schönbrunn bei Wien überreden. Hiernach schloß Preußen ein Bündnis mit Frankreich, trat Ansbach an Bayern ab, Kleve und Neuenburg an Frankreich und sollte dafür Hannover erhalten. Die durchsichtige Absicht Napoleons war, Preußen mit England zu verfeinden. Erst nach langem Zögern gab König Friedrich Wilhelm zu diesem Vertrage unter dem Drucke Napoleons seine Zustimmung und besetzte Hannover. Die Folge war, daß England Preußen den Krieg erklärte und preußische jpcmdels-schiffe, wegnahm. Kurz darauf stellte Napoleon England die Herausgabe Hannovers in Aussicht. Darauf erklärte Preußen an Frankreich 1806 den Krieg. In Süddeutschland standen noch von dem dritten Koalitionskriege her 200000 französische Truppen; diesen konnte Preußen mit einem kleinen sächsischen Hilfsheere zusammen nur 150000 Mann entgegenstellen ;^die russischen Hilfstruppen konnten so rasch nicht zur Stelle sein. So kam es, daß die preußisch-sächsischen Truppen bei Saalfeld, bei Jena und Auerstädt im Gebiete der Saale völlig geschlagen wurden; bei Saalseld fiel der preußische Prinz Ferdinand, ein Sohn des jüngsten Bruders Friedrichs des Großen. Bei Jena befehligte Napoleon selbst die Schlacht gegen den Fürsten von Hohenlohe; bei Auerstädt, an demselben Tage, dem 14. Oktober, Marschall Davoüt gegen den Herzog Ferdinand von Braunschweig, der den Feldzug von 1792 angeführt hatte. Der Herzog wurde hier tödlich verwundet. "S"
Die regellose Flucht, in der sich die geschlagenen Heere auflösten, verbreitete einen solchen Schrecken, daß die meisten preußischen Festungen ohne Schwertstreich sich den Franzosen ergaben und diese schon am 25. Oktober ihren Einzug in Berlin hielten. Die Festungskommandanten waren meist alte Offiziere, die den neuen Verhältnissen nicht gewachsen waren. Nur Kolberg, Graudenz und die schlesischen Festungen Glatz, Koset und Silberberg behaupteten sich, und Danzig leistete lange Widerstand. Die Königliche Familie floh nach Königsberg. A
Napoleon besetzte mit seinen Truppes die preußischen Provinzen recists der Oder, besonders die polnischen Bestandteile Preußens und Rußlands; von den Polen wurden die Franzosen freundlich aufgenommen, sie erhofften eine Wiederherstellung ihres Königreichs durch Napoleon. Im Winter 1807 erschien das russische Hilfsheer. Bei Preußifch-Eylau in Ostpreußen fand eine blutige Schlacht zwischen den Franzosen und den verbündeten Russen und Preußen statt. Einen vollständigen Sieg
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Potsdam Napoleons Wien Frankreich Neuenburg Frankreich Napoleons England Hannover England England Hannovers Frankreich Saalfeld Jena Berlin Kolberg Danzig Königsberg
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
73
§ 112. Durch die Thüringische Pforte, die Lücke zwischen Hainich
und Thüringer Wald, geht die Eisenbahn über Gotha—erfurt—weimar
nach Leipzig. Hier trifft auch die von Franken (Bamberg—hof) kommende
Verkehrsstraße mit ihr zusammen; deshalb ist es erklärlich, daß diese Gegend
mit Schlachtfeldern übersät ist: Merseburg (933), Breitenfeld (1631),
Lützen (1632 und 1813), Roßbach (1757), Leipzig (1813).
Zeichnung: Das Flußgebiet der Saale.
Rudelsburg.
46. Saale-Landschaft zwischen Kösen und Großheringen.
Das Tal der Saale ist unterhalb Saalfeld in die Buntsandsteinschichten des Hügellandes ziemlich gleichmäßig
eingeschnitten. In der Gegend von Kosen drängen sich stellenweise schroffe Muschelkalkberge hervor und engen
das Tal ein. Auf ihnen wie auf den steilen Felsenbändern der Talwände „an der Saale hellem Strande
stehen Burgen stolz und kühn", umgeben von Obst- und Weingärten oder von Wald.
Politische Übersicht.
§ 113. Staatlich ist Thüringen die zerrissenste Landschaft des Deutschen
Reiches. Außer Preußen und Bayern haben daran noch acht kleinere
Bundesstaaten, „die Thüringische Staatengruppe", Anteil.
a) Das preußische Gebiet bildet im W der zerrissene Regierungs-
bezirk Erfurt, im 0 der Regierungsbezirk Merseburg, der jedoch noch
weit ins Tiefland reicht (Provinz Sachsen).
Aufgabe. Suche auf der Karte die zu Preußen gehörenden Städte!
b) Die Thüringischen Staaten, die ihren Ursprung zahlreichen Erb-
teilnngen verdanken, sind folgende:
1. Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach mit den drei Haupt-
teilen an der Saale, der Werra und der Elster.
Aufgabe. In welchem Teile liegen Eisenach, Weimar, Jena?
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296
Geschichtliche Tabellen.
1799 — 1812 1797 — 1840 1799 — 1804 1798—1801
1800
1801
1803
1804—1814
1805
1806
1806
1806—1807 1806 14. Okt.
1807
Ii. Die Aufrichtung Der napoleouischen Weltherrschaft.
Friedrich Wilhelm Iii.
Napoleon als erster Konsul.
Der zweite Koalitionskrieg (England, Österreich, Paul I. von Rußland).
Sieg Napoleons bei Marengo, Moreaus bei Hohenlinden.
Friede von Luniville.
Umsturz der Reichsverfassung. Säkularisation der geistlichen Reichsstände und Einziehung der Reichsstädte.
Napoleons Kaisertum. Königreich Italien.
Der dritte Koalitionskrieg (England, Österreich, Alexander I. von Rußland).
Kapitulation Macks bei Ulm.
Niederlage der französischen Flotte bei Trafalgar. Dreikaiserschlacht bei Ansterli tz.
Friede von Preßburg.
Napoleon gibt Neapel an seinen Bruder Joseph, Holland an Louis, Berg an Murat.
Der Rheinbund.
Franz Ii. legt die deutsche Kaiserkrone nieder.
Preußifch-franzöfifch-ruffischer Krieg. Tod des Prinzen Louis Ferdinand bei Saalfeld. Niederlage bei Jena und Auerstedt.
Kapitulation der Festungen. Verteidigung von Col-berg (Gneifenau), Graudenz (Courbiere), Glatz (Graf Götzen).
Eingreifen der Russen.
Unentschiedene Schlacht bei Preußisch-Eylau. Niederlage bei Friedlanb.
Tilsiter Friede: Abtretung der linkselblschen Besitzungen Preußens (Königreich Westfalen unter Jerome) und der polnischen Erwerbungen außer Westpreußen (Herzogtum Warschau).
Bündnis Napoleons und Alexanders.
Aussaugung Preußens durch die französische Armee.
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Extrahierte Ortsnamen: England Napoleons Moreaus Napoleons Italien England Macks Ulm Neapel Holland Rheinbund Saalfeld Jena Col-berg Westfalen Warschau Napoleons Alexanders
- 118 —
erfolgreich unterstützte, daß durch die ganze Dauer des Krieges die Stadt nicht in die Hände der Feinde kam.
König Friedrich Wilhelm Iii. begab sich nach der Niederlage seines Heeres mit seiner Familie in die östlichen Provinzen seines Landes. Dort sammelten sich die Reste des preußischen Heeres, etwa 6000 Mann, die, mit einem russischen Hilfsheer verbunden, gegen die Franzosen die blutige, aber unentschiedene Schlacht von Prenßisch-Eylan schlugen (6. und 7. Februar 1807). Bald darauf kam Kaiser Alexander von Rußland mit einem Heere nach Preußen und schloß mit Friedrich Wilhelm einen förmlichen Bund gegen Napoleon. Allein die Franzosen gewannen am 14. Juni 1807 die entscheidende Schlacht bei Friedland, welcher vier Wochen später der Friede von Tilsit folgte. Friedrich Wilhelm Iii. mußte durch diesen Friedensschluß alle seine Besitzungen westlich der Elbe und einen Teil der östlichen Provinzen, feist* die Hülste seines ganzen Gebietes, abtreten, ungeheure Zahlungen für Kriegskosten übernehmen und bis zur Abtragung derselben ein französisches Heer von 200 000 Mann in feinem Reiche unterhalten.
Kaiser Alexander von Rußland schloß ein Bündnis mit Napoleon und ließ sich von ihm Teile des preußischen Gebietes zuweisen.
Ans den westlichen Teilen der preußischen Monarchie, Kurhessen und Braunschweig, machte Napoleon das Königreich Westfalen, das er feinem Bruder Hieronymus übergab. Das Kurfürstentum Sachsen wurde bedeutend vergrößert und zum Königreich erhoben, mußte aber, wie das Königreich Westfalen, das Herzogtum Weimar und die bisher noch unabhängigen kleinen Fürstentümer, dem Rheinbund beitreten, der dadurch auf 5300 Quadratmeilen mit 13 Millionen Einwohnern anwuchs.
2. Napoleons Zwin^herrfchaft.
Nachdem Österreich und Preußen besiegt und die übrigen deutschen Fürsten durch den Rheinbund unter die Botmäßigkeit Napoleons gebracht waren, schien diesem auf dein Festlande Europas niemand mehr widerstehen zu können. Die Engländer setzten zur See den Krieg gegen Frankreich fort; um ihnen durch Beschränkung ihres Handels zu schaden, verbot Napoleon, daß englische Waren auf das Festland eingeführt werden. Man nannte dieses Verbot die Kontinentalsperre. Hierdurch wurde auch der deutsche Handel empfindlich geschädigt. Die Fürsten und Völker der Rheinbundstaaten wurden von den Franzosen wie Sklaven behandelt; in Preußen schalteten auch nach dem Tilsiter Frieden die französischen Generale mit roher Willkür. Die französische Polizei überwachte argwöhnisch jedes freie Wort,
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18
I. Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I.
108.
1806. Napoleon seine herausfordernde Haltung fortsetzte und sich anschickte, Hannover an England zurckzugeben, erklrte Friedrich Wilhelm den Krieg. Napoleon rckte mit seinen noch in Sddeutschland stehenden Truppen in Thringen ein, schlug bei Saalfeld, wo der Prinz Louis Fer-d in and, des Knigs Vetter, fiel, die preuische Vorhut zurck und be-siegte im Oktober in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstdt (zum Teil mit Rheinbundtruppen) die Hauptmacht der Preußen und Sachsen unter dem greisen Herzog Ferdinand von Braunschweig, der tdlich verwundet in Ottensen starb.
Die Niederlage hatte die schlimmsten Folgen fr Preußen. Die Knigsfamilie flchtete nach Knigsberg. Der Kurfürst von Sachsen trat dem Rheinbunde bei, wofr er von Napoleon zum König ernannt wurde, und die kleineren norddeutschen Fürsten folgten seinem Beispiel. Die meisten Festungen fielen den Franzosen in die Hnde; nur wenige hielten sich, wie Graudenz unter Courbiere*) und Kolberg, das durch den Kommandanten Gneisenau mit krftiger Beihilfe der Brgerschaft unter Nettelbeck verteidigt wurde, während Leutnant Schill mit seiner Freischar Ausflle und Streifzge machte. Napoleon schaltete bermtig in Berlin (Siegesgttin des Brandenburger Tores; Degen Friedrichs des Groen; Schmhschriften gegen die Knigin Luise) und ordnete die Fest-landsperre an, wodurch aller Handel und Verkehr mit England ver-boten wurde. Die Knigin Luise erkrankte am Typhus und mute, da
1807. die Franzosen heranrckten, Anfang Januar der die Kurische Nehrung nach Memel flchten, begleitet von ihrem Leibarzte Hufeland.
Nun kam Zar Alexander mit russischer Hilfe. Die vereinigten Preußen und Russen lieferten den Franzosen die unentschiedene Schlacht bei Preuisch-Eylau. Bei Napoleon war der Eindruck des Mierfolges so groß, da er dem Könige von Preußen Friedensvorschlge machte; aber dieser wies sie, um sich nicht von seinem russischen Verbndeten zu trennen, zurck. Bei Friedland wurden darauf die Verbndeten von Napoleon entscheidend geschlagen. Vor dem Abschlu des Friedens unter-nahm Luise den schweren Schritt, mit Napoleon in Tilsit persnlich der die Friedensbedingungen zu sprechen; vergebens: nachdem sich Alexander fr ein Bndnis mit Napoleon hatte gewinnen lassen, mute Preußen im Tilsiter Frieden 1. die Lnder westlich der Elbe als Knigreich Westfalen an Napoleons Bruder Jerme berlassen; 2. die meisten ehemals polnischen Lnder als Herzogtum Warschau an Sachsen abtreten; 3. unge-heute Kriegskosten bezahlen und, bis sie bezahlt waren, eine franzsische Besatzung im Lande behalten.1)
*) Als ihn die Feinde zur bergabe aufforderten und bemerkten, es gebe keinen König von Preußen mehr, erwiderte er: Wohlan, so bin ich König von Graudenz."
x) Die fortlaufenden Zahlen im Texte beziehen sich auf die Quellenstze im Anhang.
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Geschichtliches Lehrbuch
fr
hhere Mdchenschulen.
Von
Dr. Friedrich Neubauer,
Direktor des Lessing-Gymnasiums zu Frankfurt a. M.
H. Heil:
'eutfche Kefchichte
Mit 6 Karten.
Vierte Auflage. (9. bis 11. Tausend.l
Georg-Eckert-Instltut
fr internationale Schulbuchforschung
Braunschweig Schulbuchbibliothek
Halle a. S.
Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. 1908.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
(Kapitulation von Langensalza. 541
125 Offiziere und 1300 Mann, die Preußen 38 Offiziere und 700 Mann, die Coburg-Gothaer über 80 Todte und Verwundete. Auf beiden Seiteu war mit großem Heldenmuthe gefochten worden. Die Hannoveraner aber waren auch ihrerseits nicht im Stande, die Vortheile des Gefechtes weiter zu verfolgen. Sie sahen sich von allen Seiten eingeschlossen und an ein Entkommen war nicht mehr zu denken; wenn die preußischen Heeresabtheilungen das Netz enger zusammenzogen, so war das hannoversche Heer der Vernichtung ausgesetzt. Am 29.schon konnte der verhängnißvolle Angriff stattfinden. Aber am 28. Abends ließ König Wilhelm, dessen Herz durch den Kampf gegen das hannoversche Heer schmerzlich berührt war, durch den General von Manteusfel dem König Georg nochmals eine ehrenvolle Capitulation anbieten. Jetzt konnte der unglückliche Fürst nicht mehr schwanken, dieselbe anzunehmen. Folgendes waren die Bedingungen, welche ausdrücklich mit Rücksicht auf die tapfere Haltung der hannoverschen Truppen gestellt wurden: 1) der König und der Kronprinz von Hannover nehmen ihren Aufenthalt außerhalb des hannoverschen Landes nach freier Wahl; 2) Offiziere und Beamte der hannoverschen Armee versprechen auf Ehrenwort, gegen Preußen nicht zu dienen, behalten Waffen, Gepäck und Pferde, sowie demnächst Gehalt und Kompetenzen, und treten der preußischen Verwaltung gegenüber in dieselben Rechte und Ansprüche, welche ihnen bisher der Hannoverschen Regierung gegenüber zugestanden; — 3) Unteroffiziere und Gemeine liefern Waffen, Pferde und Munition ab und begeben sich in ihre Heimath mit dem Versprechen, gegen Preußen nicht zu dienen. Auf Grund dieser Capitulation von Langensalza erfolgte noch am 28. die Uebergabe der Hannoverschen Armee. Der König begab sich über Altenburg nach Wien. Die Truppen wurden aus der Eisenbahn nach ihrer Heimath befördert und dort entlassen. Das Geschick der braven hannoverschen Armee, deren ruhmreiche Vergangenheit eng verwoben ist mit den schönsten Kriegsthaten des preußischen Heeres, erregte in Preußen selbst die aufrichtigste Theilnahme. Die Hingebung und Selbstverleugnung, mit welcher die hannoverschen Truppen, tren dem geleisteten Eide, ihr schweres Loos getragen hatten, sicherte ihnen die Achtung der preußischen Armee, mit welcher sie nachher in unmittelbare Waffenbrüderschaft treten sollten.
Kurhessen war inzwischen gleichfalls von den Preußen in Besitz genommen worden. Der Kurfürst vou Hesien hatte der am 15. Juui auch an ihn gerichteten Aufforderung gegenüber eine zweifelhafte Stellung angenommen und die Entscheidung hinauszuschieben versucht. Als nun die von Preußen gestellte Frist abgelaufen war, rückte das bei Wetzlar stehende Corps des Generals von Beyer alsbald über Gießen nach Knrhessen vor und besetzte noch am 16. Marburg, am 19. Kassel. Anch dort wurden alle Behörden für Preußen in Pflicht genommen. Die Bevölkerung, welche unter der Willkür und Gewaltthätigkeit der kurfürstlichen Regierung schwer gelitten hatte, kam der preußischen Regierung großentheils mit Vertrauen entgegen. Dem Kurfürsten wurde bald darauf ein Aufenthalt in Stettin angewiesen.
Die Besetzung Sachsens war gleichzeitig und ebenso rasch, wie die von Hannover und Knrhessen vollzogen worden. König Johann, von vornherein zum Kampfe gegen Preußen mit Oesterreich eng verbunden, lehnte die Vorschläge der preußischen Regierung am 15. Juni ohne Weiteres ab.
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167
schweig und des Fürsten Hohenlohe in der Doppelschlacht bei Jena und Anerstdt, 14. Oktober 1806, vollstndig geschlagen. Die wichtigsten preuischen Festungen, unter ihnen auch Magdeburg, ergaben sich fast ohne Widerstand dem Feinde; nur Graudenz (unter Courbire) und Kolberg (von Gneisenau, Schill und Nettelbeck verteidigt) hielten sich tapfer. Napoleon zog (am 27. Oktober) in Berlin ein; die preuische Knigsfamilie flchtete nach Knigsberg und weiter nach Memel. Der greise Herzog von Braun-schweig, der erblindet in Ottensen bei Hamburg starb, und der Kurfürst von Hessen verloren ihre Lnder- Der Kurfürst von Sachsen, bisher mit Preußen verbndet, trat dem Rheinbunde bei und erhielt die Knigswrde. Nun griff Rußland, mit Preußen verbndet, in den Kampf ein; das preuische Polen aber schlo sich Napoleon an. Dieser drang jetzt bis nach Ostpreuen vor; hier lieferte er dem russischen General Bennigsen die blutige Schlacht bei Preuisch-Ey lau (7. und 8. Februar 1807), die erste, die der Sieg-gewohnte nicht gewann. Nach einer Waffenruhe von vier Monaten erfocht Napoleon den Siegbeifriedland (14. Juni) und zwang hierdurch Ru-land und Preußen zum Frieden von Tilsit, 1807. Der König von Preußen verlor die Hlfte seiner Lnder, nmlich a. die ehemals polnischen Gebiete Sdpreuen und Neuostpreuen, die als Herzogtum Warschau an den König von Sachsen fielen; b. die preuischen Gebiete zwischen Elbe und Rhein, aus denen, verbunden mit Braunschweig und Hessen-Kassel, fr Napoleons jngsten Bruder Jerome das Knigreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel gebildet wurde. Erst nach ungeheuren Erpressungen (der 1000 Millionen Francs) rumten die Franzosen die dem König von Preußen noch gebliebenen Lnder, und die knigliche Familie kehrte (gegen Ende 1809) aus Ostpreuen nach Berlin zurck,
3. Preuens innere Neugestaltung 18071813 Durch den unglcklichen Krieg von mehr als 9 auf 4va Millionen Bewohner heruntergebracht, durch feindliche Bedrckung tief verarmt, in seiner Kriegsmacht auf ein Heer beschrnkt, das nach Napoleons Befehl nicht der 42 000 Mann zhlen durfte, konnte der schwergeprfte preuische Staat nur durch ein-greifende Verbesserungen seiner Zustnde erhalten und mit neuer Lebenskrast erfllt werden. Diese innere Erneuerung Preuens war das Werk einer Anzahl hochbegabter, vaterlndisch gesinnter Männer. Unter ihnen ragten
vor allen Stein und Scharnhorst hervor.
Karl vom Stein, geb. zu Nassau a. d. Lahn, aus altem reichsunmittelbarem Ritter-geschlecht, tritt (1780) in den preuischen Staatsdienst, wird Oberprsident von Westfalen, 1804 Finanz- und Handelsminister; anfangs 1807 vom König ungndig entlassen, wird er nach dem Tilsiter Frieden von neuem Minister.
Gerhard Johann David Scharnhorst, geb. im Hannoverschen, eines unbemittelten Pchters Sohn, tritt 1801 als Oberstlieutenant in preuische Dienste, wird Lehrer an
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Extrahierte Personennamen: Gneisenau Schill Nettelbeck Napoleon Napoleon Napoleon Napoleons Preuens Napoleons Karl_vom_Stein Karl Gerhard_Johann_David_Scharnhorst Johann David